Der Unterschied zwischen Linien - und Low-Cost-Fluggesellschaften

Eine klare Einteilung ist heutzutage kaum mehr möglich, die Geschäftsmodelle sind teilweise stark überlappend.

Spätestens mit der Erfindung des Low-Cost Modells ist es vorbei mit dem Geschäftsmodell der reinen klassischen Linienfluggesellschaften die von den meisten nationalen Flag-Carriern betrieben wurden. Diese standen auf dem US-amerikanischen Markt mit Gründung der Southwest Airlines und viele Jahre später auch in Europa mit Gründung der Ryanair so stark unter Preisdruck, dass Sie – mehr oder weniger schnell – darauf reagieren mussten. Dies geschah hauptsächlich zunächst durch Preisnachlässe auf den entprechenden Märkten, die durch die neue Konkurrenz bedient wurden, insbesondere also die jeweiligen Binnenmärkte des Schengenraums bzw. der Domestic-Markt der USA. Die Langstrecke war und ist bis heute aus vielerlei Gründen (noch) nicht vom Low-Cost Phänomen betroffen.

Der Prozess der Anpassung an die neue Konkurrenz war jedoch nicht einfach mit dem Anzug der Preisschraube getan – vielmehr musste auf der Kostenseite gespart werden. Der umgangssprachliche Begriff der Low-Cost Airline ist demnach nicht immer auch zu verstehen als Billig- oder Low-Fare-Airline. Ob eine Airline also Billigflüge anbietet, und gleichzeitig auch billig produziert, ist nach vielen Jahren der immer höheren „Schnick-schnack“ (engl. „Frills“), die dem Kunden geboten wurden, auch immer schwieriger, diese diesem auch wieder abzugewöhnen. Eine Neugründung, bzw. die Schaffung einer neuen Marke innerhalb des Konzerns war deshalb meist die Lösung, wenn es darum ging, ein neues No-Frills- oder Low-Frills-Segment am Markt zu platzieren.

Die Lufthansa hat dies beispielsweise mit ihrer Hausmarke Germanwings erfolgreich vollzogen.

Umgekehrt ist eine Full-Fare-Airline, anders als die Low-Fare Airline eigentlich niemals eine Low-Cost Airline, da sie ihrem Kunden so viel „Schickschnack“, wie größeren Sitzabstand, kostenlose Gepäckaufgabe, Flugmeilen, verschiedene Service-Klassen zur Auswahl mit jeweils unterschiedlichem Catering, und noch viele mehr, bieten muss. Da dieser Mehrwert v.a. von Privatkunden, aber auch zunehmend von den Geschäftskunden im Vergleich zur Preisersparnis heutzutage kaum noch geschätzt wird, haben die Low-Cost Carrier ein einfaches Spiel, im Revier der etablierten National Carrier zu wildern.

Ein entscheidender Wettbewerbsvorteil der großen Linienfluggesellschaften ist zweifelsohne nach wie vor ihr Netzwerk, sprich ihre Fülle an Zielen, und deren Verbindung miteinander über Netzknoten, sogenannter Hubs, zumeist auch die Heimatbasis der jeweiligen Gesellschaft. Diese Netzwerke wurden über die Jahre bilateral über Partnerschaften bzw. multilateral über Allianzen zu den den Globus umspannenden Netzwerken ausgebaut, wovon eigentlich nur 3 noch existieren, nämlich die Star Alliance, SkyTeam und OneWorld.

Nun scheint aber auch diese Strategie langsam ausgedient zu haben, denn die weltweite Konsolidierung schreitet mit großen Schritten voran, und eine Allianz ist eben noch keine finanzielle Verstrickung, wie sie zur wahren Kosteneinsparung nötig ist. Seit wenigen Jahren beobachten wir also vermehrt Übernahmen, Fusionen und  Anteilseinkäufe, die auch schon die Grenzen der bisherigen Allianzen überschreiten, was nochmehr zeigt, dass diese wohl stark an Stellenwert verlieren werden. Bekannte Beispiele hierfür sind der Aufkauf der Austrian Airlines durch die Lufthansa oder die Fusion von British Airways mit der Iberia zur International Airlines Group (IAG). Die heute immer noch primär als Holiday-Carrier bekannte Air Berlin, die sich zunächst durch Zukäufe der Deutsche BA und der LTU, und späteren Beitritt zu Oneworld die ganze Palette an Geschäftmodellen ins Haus geholt hat, ist ein ganz besonderer Fall. Inzwischen wird Air Berlin durch Anteilsverkäufe de-facto von einem Allianz-fremden Flag-Carrier aus dem Mittleren Osten kontrolliert, der Etihad Airways aus Abu Dhabi in den Vereinten Arabischen Emiraten.

Es wird klar, die Airlinebranche ist und bleibt im Umbruch. Weitere Konsolidierung, v.a. auf dem europäischen Markt, mit einhergehenden Pleiten und Übernahmen, Geschäftsmodell-Anpassungen und auch weiteren Neugründungen verspricht eine spannende Zukunft für Investoren, Airline-Mitarbeiter, Verbraucher und Wirtschaftswissenschaftler zugleich.

 

Im Artikel genannte Airlines nochmal zusammengefasst:

Austrian Airlines

Etihad Airways